• EU-Klimabeirat rät zum Ankurbeln von CO2-Entnahmen
  • Pilotprojekt für lokale Energiegemeinschaft in Oberfranken gestartet
  • Deutlich höhere Day-ahead-Preise zu erwarten
  • EnBW: Landkreise stimmen für Milliarden-Spritze
  • Lex Sauerland: Erste Klagen gegen Zeitspiel der Behörden
  • RWE plant Vermarktung weiterer Kapazitäten
  • Gebündelte Kräfte für den digitalen Netzausbau
  • 100 Millionen Euro für Wasserstoff im Ländle
  • Wasserkraft für Rolls-Royce
  • Umfrage unter Energieunternehmern zeigt Verunsicherung
Enerige & Management > Gas - Gasverband sieht „Mehltau“ bei LNG-Projekten
Quelle: Shutterstock / aerial motion
GAS:
Gasverband sieht „Mehltau“ bei LNG-Projekten
Die Branchenorganisation Zukunft Gas warnt vor „Deutschland-Komplexität“ beim Ausbau der Importinfrastruktur für verflüssigtes Erdgas (LNG).
 
Echter Mehltau gilt als Schönwetterpilz, was er befällt, verkümmert. Von Schönwetter kann bei der Gasversorgung nicht die Rede sein, die Bundesregierung sieht weiterhin Risiken und hält an der im Juni 2022 ausgerufenen Alarmstufe des Notfallplans Gas fest. Gleichwohl sonnt sich das Land nach Wahrnehmung des Verbands Zukunft Gas in alter Manier − bürokratischer Manier: „Bei vielen Verwaltungsprozessen ist nach Deutschland-Geschwindigkeit inzwischen aber längst wieder der lähmende Mehltau der Deutschland-Komplexität eingezogen“, kritisiert die Branchenorganisation nun in einem Positionspapier die Genehmigungspraxis beim Ausbau der Importkapazitäten für LNG.

Nach Auffassung von Zukunft Gas stellen regulatorische Hürden „oft erhebliche Hindernisse für die zeitgerechte Realisierung von LNG- und Gasprojekten dar“. Der Verband fordert eine Beschleunigung und Harmonisierung von Genehmigungsverfahren. „Das Krisenjahr 2022 hat uns eindrücklich vor Augen geführt, welche Kosten auf unsere Wirtschaft zukommen, wenn keine ausreichenden Importkapazitäten bestehen“, erklärt Vorstand Timm Kehler. „Der Schaden einer fehlenden Gasversorgung ist erheblich höher als die Investitionen, die für eine resiliente LNG-Infrastruktur erforderlich sind.“

87 Prozent der LNG-Importe kommen aus den USA

LNG bezeichnet Kehler als „Lebensversicherung“ der Energieversorgung. Auf diese Versicherung entfiel im Jahr 2023 laut Verband ein Anteil von 7 Prozent am Gesamtimport – 70 Milliarden kWh Erdgas seien über die drei LNG-Terminals an Nord- und Ostsee angelandet worden. Hauptlieferant sind die USA. 87 Prozent des LNG, das in der Zeit von Januar 2023 bis Oktober 2024 importiert wurde, seien von dort gekommen. Jeweils 4 Prozent kamen laut Bericht aus Angola und Norwegen, 2 Prozent aus Trinidad und Tobago sowie 2 Prozent aus Ägypten und 1 Prozent aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Der Verband fordert zudem eine langfristige Perspektive für LNG-Terminals. Der Bedarf nach Energieimporten werde hoch bleiben, insbesondere durch den Wechsel von Kohle auf gasförmige Energieträger in Kraftwerken und Hochöfen. „Die LNG-Infrastruktur wird in Form von Green Energy Hubs auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Energiesystem spielen“, so Kehler. Hierfür seien klare politischer Signale und finanzielle Unterstützung erforderlich, um die Transformation der Infrastruktur zu realisieren.

Während Zukunft Gas LNG als unverzichtbar für die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Klimaziele erachtet, halten Umweltschützer neue Terminals für überflüssig. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor einem „fossilen Lock-In“. Statt weiter in fossile, klimaschädliche Infrastruktur zu investieren, sollen die Energiewende vorangetrieben werden. Was die perspektivische Nutzung der Terminals für den Import grünen Wasserstoffs angeht, hegt man bei der DUH starke Zweifel. Da grüner Wasserstoff oder seine Derivate in den kommenden Jahren nicht ausreichend vorhanden sein würden und auch die Infrastruktur selbst dafür umgerüstet werden müsste, erscheinen diese Pläne „vage und unverbindlich“, heißt es.

Das Positionspapier „Die Relevanz von LNG hinsichtlich Versorgungssicherheit und Erreichung der Klimaziele in Deutschland“  stellt Zukunft Gas auf seiner Internetseite zum Download bereit.
 

Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 03.12.2024, 16:57 Uhr

Mehr zum Thema